
Ich probiere gern etwas aus und Ende März war es dann soweit. 32 Interessierte trafen sich zum ersten Training in authentischer Umgebung und wir trainierten in einer Bar in Brühl. Nicht nur die 30 noch nichts ahnenden Teilnehmer waren gespannt. Auch Angelo und ich wollten das Experiment wagen. Ich denke es war für alle anders als vorher erwartet.
Letztes Jahr hatte ich den Wunsch mal ein Training in einer realen Umgebung, nicht Turnhalle oder Dojo o.ä., durchzuführen. Mit Angelo fand ich einen begeisterten Mitstreiter. Wir entwickelten viele Szenarien und verwarfen einige wieder. Und es kristallisierte sich schnell heraus, daß ein paar Stunden Lehrgang nicht ausreichen, um alle wichtigen Aspekte der Selbstverteidigung in einer Bar abzudecken. Deswegen haben wir entschieden die Inhalte aufzuteilen.

Part I beschäftigt sich mit den Grundlagen einer solchen Umgebung. Der Lehrgang enthielt theoretische und praktische Sequenzen. Wir starteten mit dem wichtigsten Teil für Selbstverteidigung und Notwehr. In Abwandlung einer rechtlichen Formulierung würde ich sagen “Das Recht braucht der praktischen Selbstverteidigung nicht weichen”. Wir besprachen die rechtlichen Aspekte unseres Handelns. Wir besprachen mehr als nur das Notwehr-Recht. Dieser Theorieteil war uns wichtig und war vielleicht länger als so mancher erwartet hätte, wenn ein Lehrgang “Bar Fight” heißt. Sorry, aber das mußte sein!
Es gab viele Rollenspiele und praktische Übungen, die so, wohl auch noch niemand in einem Karate‑, Selbstverteidigungs- oder Kampfkunstlehrgang erlebt hat. Aber es ist wichtig sich mit Körpersprache und Gesprächsführung auszukennen. Denn Kämpfen kann jeder. Sun Zi sagt “Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen”. Also wie soll man das machen, wenn man nur Kämpfen lernt? Deshalb unser Angebot beim “Bar Fight” andere Dinge auch mal auszuprobieren.

Aber die praktische Verteidigung und das Kämpfen kamen auch noch. Es ist doch so, vom Betreten einer Bar bis zum Verlassen und selbst darüber hinaus können Dinge geschehen. Was mache ich, wenn ich auf meinem Barhocker angegriffen werde oder beim gemütlichen Drink am Tisch angepöbelt und angepackt werde.
Die Teilnehmer des ersten Lehrgangs sagten zum Beispiel folgendes: “Es folgten Übungen zu verschiedenen Situationen in denen Gedrängelt wurde und man kaum Platz zum verteidigen hatte.”-Alex; “Positiv waren auch die Aspekte Aufmerksamkeit, Lautstärke und Körpersprache, eben die Wahrnehmung der Umgebung und des Gegenüber.”-Justin; “übt neue Techniken, vertieft schon bekanntes Wissen” — Sven; “Viele Aspekte zur Konfliktvermeidung und eben auch zu den Situationen, in denen die Konfliktvermeidung nicht geklappt hat.” — Micha — Alle Kommentare
Also insgesamt sehr abwechslungsreich. Der nächste Lehrgang dazu kommt bestimmt. Siehe unter Termine.
Ach so, für uns Trainer bot der Lehrgang auch mehr als erwartet. Wir lernten von den Teilnehmern, wie auf bestimmte Reize reagiert wird und was funktioniert hat im Lehrgangskontext und was (noch) nicht. Allen Teilnehmer von damals möchte ich sagen, daß wir nicht alles aufgedeckt haben, was wir vor hatten. Also seit gespannt auf den 2. Teil. (Ende Oktober 2014).