Be water, my fri­end — sie wie Was­ser

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sei wasser, mein freund
bruce lee — sei was­ser, mein freund -

Die­ser Spruch viel mir ein, wäh­rend wir letz­ten Mitt­woch “Befrei­ung aus Fest­hal­ten” trai­nier­ten. Zuerst übten wir die ganz ein­fa­chen Vari­an­ten, die auch in Kata wie der Hei­an Sho­dan zu fin­den sind und die wir immer wie­der auch in den “kara­te pra­xis” Basis Lehr­gän­gen trai­nie­ren. Aber dies­mal woll­te ich auch dar­auf ein­ge­hen, daß man mit wei­chen, flie­ßen­den Bewe­gun­gen gegen ein har­te, star­re Fest­hal­te agie­ren kann.

Stel­len wir uns mal vor, jemand hält Dich am Hand­ge­lenk fest. Was will der Angrei­fer dann eigent­lich von Dir? Er will Dich mit sich zie­hen, Dich nicht weg las­sen oder Dich ran­zie­hen, um Dich zu schla­gen, zu küs­sen oder ähn­li­ches. Aber Du willst das nicht. Was tun? Dage­gen arbei­ten bringt nichts. Schließ­lich ist der Geg­ner grö­ßer und / oder stär­ker als Du. Also mit Kraft kommst Du nicht dage­gen an. Tech­nik gewinnt über Kraft, sag ich immer. Was wäre, wenn Du Dich gegen den Angrei­fer fal­len läßt, so wie ein Betrun­ke­ner? Und was wäre, wenn Du dabei den Ellen­bo­gen der fest­ge­hal­te­nen Hand in den Geg­ner rein drehst (wie ein Yoko Mawa­shi Empi Uchi)? Der Angrei­fer wäre über­rascht. Du bist durch die Arm­dre­hung über das Dau­men­grund­ge­lenk frei und der Geg­ner hat einen spit­zen Ellen­bo­gen auf dem Brust­bein oder im Gesicht. Wich­tig ist: Du brauchst natür­lich Kon­trol­le über Dei­ne Akti­on und mußt schnellst­mög­lich wie­der einen sta­bi­len Stand haben. Außer­dem muss Du wie­der Distanz auf­bau­en, sowie Du frei bist. Aber das Fest­hal­ten ist eine sehr nahe Bedro­hung und wenn Du das nicht willst, mußt Du ange­mes­sen und schnell reagie­ren.

Der Wech­sel zwi­schen har­ten / star­ren und wei­chen / fle­xi­blen Bewe­gun­gen ist ein Schlüs­sel für eine erfolg­rei­che Ver­tei­di­gung. Das Trai­ning des For­men­wech­sels beginnt ja schon in einer der Lehr­ka­ta. Die Hei­an Yond­an ent­hält nicht nur neue Tech­ni­ken gegen­über den Kata davor, son­dern auch den Wech­sel zwi­schen lang­sam flie­ßen­den Tech­ni­ken und schnell explo­si­ven, har­ten Tech­ni­ken. In mei­nen Augen ist es sehr wich­tig, wei­che, flie­ßen­de Bewe­gun­gen genau­so zu üben, wie den star­ren, har­ten Faust­schlag. Ich kann nur jeden ermu­ti­gen es beim Trai­ning mal aus­zu­pro­bie­ren. Laß Dich fest­hal­ten. Über­ra­sche den Angrei­fer und fall in den Geg­ner hin­ein. Brin­ge dann kon­trol­liert Dei­nen Ellen­bo­gen in des­sen Rich­tung. Aber blei­be auf Dei­nen Bei­nen. Noch ein paar Fol­ge­tech­ni­ken, z.B. Schub­sen. Dann ent­fer­ne Dich wie­der und schüt­ze dabei Dei­nen Kopf mit Kamae. … und funktioniert’s?

Lee­re Dei­nen Geist. Sei form­los. Wie Was­ser. Du füllst Was­ser in eine Fla­sche und es wird die Fla­sche. Du füllst es in eine Tee­kan­ne und es wird die Tee­kan­ne. Was­ser kann flie­ßen oder zer­stö­ren. SEI WASSER, mein Freund! - Bruce Lee

Das waren eini­ge mei­ner Gedan­ken beim Spe­zi­al­trai­ning “Selbst­ver­tei­di­gung” im Dokan Dojo Brühl, wel­ches die­se Woche star­te­te. The­ma der Ers­ten von vier mitt­wochs Trai­nings­ein­hei­ten war “Befrei­ung aus ver­schie­de­nen Fest­hal­ten”. Next: 7. Mai — Befrei­ung gegen Umklam­me­run­gen und Haa­re zie­hen. Mal sehen wel­ches Zitat dann dabei sein wird. — Cars­ten