Mei­ne Sicht der Din­ge: Teil 3 — Der Schwarz­gurt

Ein Arti­kel von Chris­ti­an Wede­wardt 

Chris­ti­an Wede­wardt, Karatepraxis-Grün­der und Koshin­kan Stil­rich­tungs­re­fe­rent NRW

Genau wie in den ers­ten Arti­keln die­ser Rei­he maße ich mir kein beson­de­res Wis­sen an, son­dern tei­le hier ledig­lich mei­ne Ansicht und freue mich auf Eure Reak­tio­nen.

Der Schwarz­gurt. Der Meis­ter. Der Dan.
 

Ein schwar­zer Gür­tel in einer tra­di­tio­nel­len Kampf­kunst ist etwas Beson­de­res, mag man das Gefühl haben, wenn man die­se, sei­ne Eigen­schaft in einem Gespräch mit einem Nicht­kampf­sport­ler erwähnt. Aber was macht die­ses Beson­de­re eigent­lich aus ?

Ist es die Mys­tik der unter­schwel­li­gen Kunst des Kämp­fens, die poten­zi­el­le Gefähr­lich­keit, die Aus­strah­lung eines Men­schen, der bis zum Ziel die­ser Stu­fe durch­ge­hal­ten hat, die Erwar­tun­gen größ­ter Sport­lich­keit, der Glau­be an hohe Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit, Zuver­läs­sig­keit, Enga­ge­ment und Durch­hal­te­ver­mö­gen? 

Ja, sicher und noch vie­les mehr, was ich hier viel­leicht außer Acht gelas­sen habe.

In die­sem Arti­kel möch­te ich, in mei­ner Art der moder­nen Tra­di­ti­on, aller­dings den Blick auf die­se Stu­fe von inner­halb der Kara­te-Gemein­schaft wäh­len.

Was macht einen Dan, einen schwar­zen Gür­tel, heu­te aus? Was bedeu­tet die­ses äußer­li­che Zei­chen heu­te und was soll­te es mei­ner Mei­nung nach sein? 

Foto by Acs-budo.de

Begin­nen möch­te ich mit einem Dilem­ma, denn in unse­rer Kara­te­ge­sell­schaft wird zu oft der sport­lich-ath­le­ti­sche Teil der Kara­teaus­bil­dung allei­ne betrach­tet. Eine Prü­fung kann abge­legt wer­den, wenn bestimm­te tech­ni­sche Qua­li­tä­ten erreicht wer­den. Aber reicht das auch für den 1. Dan aus? Hier­zu von mei­ner Sei­te aus ein kla­res: Nein. Denn Dan sein heisst ja bekannt­lich: Vor­bild sein. Die­se Eigen­schaft ist sicher­lich nie­mals rein tech­nisch gemeint gewe­sen. Vor­bild sein in unse­rer heu­ti­gen Zeit heisst für mich: Ein ordent­li­ches Mit­glied der Gemeinschaft/Gesellschaft/Dojo zu sein. Wer­te wie:

  • Ehr­lich­keit
  • Höf­lich­keit 
  • Beschei­den­heit 
  • Respekt
  • Fleiß 
  • Enga­ge­ment für die Gemein­schaft 

sind dabei Grund­pfei­ler, wel­che nicht geprüft wer­den, obwohl sie so sehr zu unse­rem Kara­te-Do gehö­ren. 

Nach mei­ner Mei­nung muss dabei heu­te nie­mand die tra­di­tio­nel­len, asia­ti­schen Wer­te des 18. und 19. Jahr­hun­dert nach­ah­men,  son­dern viel­mehr gilt es die Wer­te von damals auf die heu­ti­ge Zeit und Gesell­schaft zu über­tra­gen. 

Was macht also mei­ner Mei­nung nach einen Kara­te-Meis­ter aus ?

Der Trä­ger eines Schwarz­gur­tes soll defi­ni­tiv Kara­te­tech­ni­ken ken­nen oder kön­nen und hier­bei eine gewis­se Fer­tig­keit vor­wei­sen. Wei­ter sol­len sie Vor­bil­der für alle ande­ren, sie umge­ben­den Men­schen sein. Min­des­tens im Dojo, bes­ten­falls auch außer­halb. Umso höher die Dan ‑Gra­du­ie­rung um so grö­ßer die Grup­pe der Men­schen für die es ein Vor­bild hin­sicht­lich der oben genann­ten Punk­te zu sein gilt. Umso höher die Gra­du­ie­rung umso wei­ter soll­te das eige­ne Ego in den Hin­ter­grund tre­ten und der Wil­le zur Stär­kung der Gemein­schaft und der Wei­ter­ent­wick­lung der Kunst im Vor­der­grund ste­hen.  

Jemand hat mal gesagt: “Kara­te-Do gibt es nur auf dem Dorf!”

Dort zei­gen oft jun­ge oder auch alt­ge­dien­te, meist nicht extrem hoch­gra­du­ier­te Dan­g­ra­de den Men­schen die Wer­te und Tech­ni­ken des Kara­te-Do. 

Das ist Toll !!!

Fazit:

Ein Schwarz­gurt soll tech­ni­sches Kön­nen vor­wei­sen und eine bei­spiel­haf­te Per­son der Gemein­schaft sein. Je höher die Gra­du­ie­rung wird, des­to höher soll­te die eige­ne Zurück­hal­tung und der Dienst an der Gemein­schaft und für das Kara­te sein.

Ein wirk­li­cher Meis­ter ist selbst nicht die wich­tigs­te Per­son sei­ner Gemein­schaft und bean­sprucht kei­ne Son­der­rech­te. Viel­mehr ist er der ers­te, wel­cher neu Men­schen begrüßt und für jeden ein lächeln und ein offe­nes Ohr hat. Ein Schwarz­gurt ist ein ehr­li­cher, höflicher,bescheidener Kön­ner des Kara­te, der flei­ßig trai­niert und im Diens­te der Gemein­schaft respekt­voll mit sei­nen Mit­men­schen umgeht.

In die­sem Sin­ne haben wir alle als Dan­trä­ger jeden Tag eine beson­de­re Ver­pflich­tung: Vor­bild sein und die Wer­te des Kara­te-Do so vor­le­ben,  dass der schwar­ze Gür­tel auch in Zukunft ein äus­se­res Zei­chen des Beson­de­ren für die Men­schen inner­halb und außer­halb des Dojos bleibt.

Letzt­end­lich ist das Recht einen schwar­zen Gür­tel in einer Budo-Kunst zu tra­gen kein Pri­vi­leg, son­dern eine Ver­ant­wor­tung 

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Wei­ter emp­feh­le ich die Face­book Sei­te Koshin­kan Deutsch­land .
Euer Chris­ti­an Wede­wardt