Ein Artikel von Christian Wedewardt

Genau wie in den ersten Artikeln dieser Reihe maße ich mir kein besonderes Wissen an, sondern teile hier lediglich meine Ansicht und freue mich auf Eure Reaktionen.
Der Schwarzgurt. Der Meister. Der Dan.
Ein schwarzer Gürtel in einer traditionellen Kampfkunst ist etwas Besonderes, mag man das Gefühl haben, wenn man diese, seine Eigenschaft in einem Gespräch mit einem Nichtkampfsportler erwähnt. Aber was macht dieses Besondere eigentlich aus ?
Ist es die Mystik der unterschwelligen Kunst des Kämpfens, die potenzielle Gefährlichkeit, die Ausstrahlung eines Menschen, der bis zum Ziel dieser Stufe durchgehalten hat, die Erwartungen größter Sportlichkeit, der Glaube an hohe Konzentrationsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Engagement und Durchhaltevermögen?
Ja, sicher und noch vieles mehr, was ich hier vielleicht außer Acht gelassen habe.
In diesem Artikel möchte ich, in meiner Art der modernen Tradition, allerdings den Blick auf diese Stufe von innerhalb der Karate-Gemeinschaft wählen.
Was macht einen Dan, einen schwarzen Gürtel, heute aus? Was bedeutet dieses äußerliche Zeichen heute und was sollte es meiner Meinung nach sein?

Beginnen möchte ich mit einem Dilemma, denn in unserer Karategesellschaft wird zu oft der sportlich-athletische Teil der Karateausbildung alleine betrachtet. Eine Prüfung kann abgelegt werden, wenn bestimmte technische Qualitäten erreicht werden. Aber reicht das auch für den 1. Dan aus? Hierzu von meiner Seite aus ein klares: Nein. Denn Dan sein heisst ja bekanntlich: Vorbild sein. Diese Eigenschaft ist sicherlich niemals rein technisch gemeint gewesen. Vorbild sein in unserer heutigen Zeit heisst für mich: Ein ordentliches Mitglied der Gemeinschaft/Gesellschaft/Dojo zu sein. Werte wie:
- Ehrlichkeit
- Höflichkeit
- Bescheidenheit
- Respekt
- Fleiß
- Engagement für die Gemeinschaft
sind dabei Grundpfeiler, welche nicht geprüft werden, obwohl sie so sehr zu unserem Karate-Do gehören.
Nach meiner Meinung muss dabei heute niemand die traditionellen, asiatischen Werte des 18. und 19. Jahrhundert nachahmen, sondern vielmehr gilt es die Werte von damals auf die heutige Zeit und Gesellschaft zu übertragen.
Was macht also meiner Meinung nach einen Karate-Meister aus ?
Der Träger eines Schwarzgurtes soll definitiv Karatetechniken kennen oder können und hierbei eine gewisse Fertigkeit vorweisen. Weiter sollen sie Vorbilder für alle anderen, sie umgebenden Menschen sein. Mindestens im Dojo, bestenfalls auch außerhalb. Umso höher die Dan ‑Graduierung um so größer die Gruppe der Menschen für die es ein Vorbild hinsichtlich der oben genannten Punkte zu sein gilt. Umso höher die Graduierung umso weiter sollte das eigene Ego in den Hintergrund treten und der Wille zur Stärkung der Gemeinschaft und der Weiterentwicklung der Kunst im Vordergrund stehen.
Jemand hat mal gesagt: “Karate-Do gibt es nur auf dem Dorf!”
Dort zeigen oft junge oder auch altgediente, meist nicht extrem hochgraduierte Dangrade den Menschen die Werte und Techniken des Karate-Do.
Das ist Toll !!!
Fazit:
Ein Schwarzgurt soll technisches Können vorweisen und eine beispielhafte Person der Gemeinschaft sein. Je höher die Graduierung wird, desto höher sollte die eigene Zurückhaltung und der Dienst an der Gemeinschaft und für das Karate sein.
Ein wirklicher Meister ist selbst nicht die wichtigste Person seiner Gemeinschaft und beansprucht keine Sonderrechte. Vielmehr ist er der erste, welcher neu Menschen begrüßt und für jeden ein lächeln und ein offenes Ohr hat. Ein Schwarzgurt ist ein ehrlicher, höflicher,bescheidener Könner des Karate, der fleißig trainiert und im Dienste der Gemeinschaft respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht.
In diesem Sinne haben wir alle als Danträger jeden Tag eine besondere Verpflichtung: Vorbild sein und die Werte des Karate-Do so vorleben, dass der schwarze Gürtel auch in Zukunft ein äusseres Zeichen des Besonderen für die Menschen innerhalb und außerhalb des Dojos bleibt.
Letztendlich ist das Recht einen schwarzen Gürtel in einer Budo-Kunst zu tragen kein Privileg, sondern eine Verantwortung
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Euer Christian Wedewardt