Heute bin ich im Web auf einen Beitrag gestoßen zum Thema “Verkaufen”. Hier meine Meinung dazu:
Im Karate ist das Thema “verkaufen”, bzw noch größer das Thema Geld, häufig mit Scham oder Ablehnung verbunden, dabei ist das überhaupt nicht erforderlich!
Firmen schalten Werbung in verschiedenen Medien um von möglichen Interessenten gesehen zu werden und auf deren shortlist zukommen. Vereine hängen Flyer auf, machen Werbung im Internet und versuchen Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Auf beiden Wegen ist der erster Schritt zum “Verkaufen” der Leistung getan. Gut, die Firma versucht Geld zu verdienen — der Verein möchte das Karate lehren und den Verein durch Mitglieder beleben. Dennoch ist es Marketing und ohne das geht es eben nicht. Ohne Öffentlichkeitsarbeit, und dazu gehört Werbung, werden die Kreise der interessierten kleiner und das nicht weil das Interesse allgemein sinkt, sondern einfach weil die Informationen über die verfügbare Möglichkeit fehlt!
Sehen wir hier also “verkaufen” nicht als das oft gefühlte betrügerische haschen nach Geld, sondern als unbedingt erforderliche Maßnahme um unser wertvolles Karate auch zukünftig weiterhin Menschen zeigen zu können, dann macht das ein ganz anderes Bild.
Noch einmal zurück zu Karate und Geld.
Ich siehe hier, insbesondere in Deutschland, ein Missverhältnis in Leistung und Preis. Dies liegt vermutlich an der Vereinsstruktur in der das Karate in Deutschland meist angeboten wird.
Ein Beispiel: Ein Karate-Trainer mit dem 5. Dan und 30 Jahren Erfahrung, möglicherweise mit internationalen Turniererfolgen, leitet einen Tages-Lehrgang mit drei oder vier Einheiten und dieser wird angeboten für 15 € pro Person. Hier zeigt er Trainer seine Erfahrung, sein Wissen und Können und lehrt den Teilnehmern etwas zusätzliches, neues und gibt ihnen damit Informationen, Material, mit denen die Teilnehmer noch über Wochen oder Monate ihr Karate verändern oder verbessern können.Dies ist ein Angebot wie man es immer wieder findet.
Kostet dieser gleiche Lehrgang allerdings 35 oder sogar 50 € wird dieser Lehrgang als zu teuer angesehen und gegebenenfalls sogar über den anbietenden Trainer geschimpft, dass es ihm nur ums Geld gehen würde.
Warum ist das so? Warum wird die Expertisen eines Karate-Lehrers von der Karate-Gemeinschaft so wenig im Wert geschätzt?
Eine einzelne Handwerker oder Monteurstunde kostet schnell zwischen 50 und 100 Euro. Ein Abend im Kino mit Popcorn und Cola kostet ebenfalls schnell 30 € pro Person und ein Seminar für berufliche Zwecke kostet pro Tag schon mal 500 €. Schauen wir bei den Preisen noch auf regelmäßigere Angebote, z.b. Gitarrenunterricht: 30 Minuten pro Woche für 60 € im Monat. Reiten liegt ungefähr in der gleichen Preisklasse. Die Mitgliedschaft in einer krav maga, BJJ order MMA Gruppierung kostet monatlich ebenfalls 50 bis 60 Euro.
Warum also sind wir als karateka bereit alle diese genannten Preise zu akzeptieren und gleichzeitig ablehnend in der Verbindung von Karate und Preis?
Zusammenfassend möchte ich sehr anregen das Thema Marketing und Verkauf der Leistung Karate zu überdenken und es nicht weiter als No-Go oder verächtlich zu werten, denn zum einen müssen Menschen erfahren dass es das Angebot Karate gibt und zum anderen, wie die obigen Preisbeispiele zeigen, sind die Menschen auch bereit für eine gute Leistung einen angemessenen Preis zu bezahlen.
Zu diesem Thema habe ich einen ausführlichen Artikel verfasst den ich im Rahmen der Karate SV Expert Lehrgangs Reihe den Teilnehmern vortrage.
Mit diesem Beitrag möchte ich nicht dazu aufrufen, dass alle Preise teurer werden sollen, sondern lediglich das Wertgefüge aufzeigen und den Standpunkt vertreten, dass eine gute Leistung auch einen Preis haben darf und dafür Werbung gemacht werden kann und sollte.
Diejenigen Karate Trainer die für sich selber keine Einnahmen haben möchten, also nicht Geld verdienen wollen oder müssen mit ihren Angeboten, könnten von denen die die Leistung in Anspruch nehmen einen Preis verlangen und dieses Geld anschließend an Bedürftige ihrer Wahl spenden. In diesem Fall würden drei Parteien einen Mehrwert haben. Der Trainer bietet weiterhin unentgeltlich seine Inhalte an, die Teilnehmer erleben einen wertvollen Tag und eine Einrichtung erhält eine Spende.